Buch-Neuerscheinung: Grenzerfahrungen | Expériences transfrontalières
Buch-Neuerscheinung: Grenzerfahrungen | Expériences transfrontalières
35 Jahre nach dem Schengener Abkommen standen im Zuge der COVID-19-Pandemie im Frühjahr 2020 plötzlich Kontrollen und Schließungen von Grenzübergängen wieder auf der Tagesordnung. In welchen Bereichen funktionierte die grenzüberschreitende Abstimmung und wo lief es zumindest am Anfang schief? Wie wurden die kritischen Momente der Krise von den Akteuren erlebt? Was können wir daraus lernen, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen?
Diese und weitere Fragen diskutieren ausgewählte Autor*innen aus Politik, Wirtschaft, Gesundheit, Kultur, Medien u.v.m. im gerade erschienenen Buch „Grenzerfahrungen | Expériences transfrontalières: COVID-19 und die deutsch-französischen Beziehungen | Les relations franco-allemandes à l’heure de la COVID-19“. Am Beispiel von Deutschland und Frankreich geben sie Einblicke in die „Grenzerfahrungen“ in der Großregion während und nach den Corona-Grenzschließungen.
Mit Beiträgen der UniGR-CBS-Mitglieder Nora Crossey, Claudia Polzin-Haumann, Florian Weber und Christian Wille.
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Inhaltsverzeichnis
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- Neue Herausforderungen, alte Grenzen? Wie die COVID-19-Pandemie das deutsch-französische Verhältnis aufwirbelt (Florian Weber, Roland Theis, Karl Terrollion)
- Nouveaux défis, vieilles frontières ? La pandémie de COVID-19 chahute les relations franco-allemandes (Florian Weber, Roland Theis, Karl Terrollion)
- Ein Schritt zurück, zwei nach vorne Wie die Coronakrise uns lehrte, mit Mut die grenzüberschreitende Zusammenarbeit voranzubringen (Michael Roth)
- Für eine krisenfeste Zusammenarbeit in der deutsch-französischen Grenzregion! Erfahrungen und Schlussfolgerungen aus der »ersten Welle« der COVID-19-Pandemie (Markus Kerber)
- France-Allemagne : une union à la hauteur des enjeux (Bruno Le Maire) COVID-19 : quel impact sur le travail parlementaire et le moteur franco-allemand pour l’Europe ? (Ronan Gleut)
- Comment la crise de la COVID-19 a-t-elle été vécue par le consulat général de France en Sarre ? (Florian Weber échange avec Catherine Robinet)
- Gemeinsam Grenzen überwinden (Andreas Jung, Christophe Arend)
- Surmonter des frontières ensemble L’Assemblée parlementaire franco-allemande dans la crise de la COVID-19 (Christophe Arend, Andreas Jung)
- Grenzen in Europa gemeinsam überschreiten (Franziska Brantner)
- Gemeinsam vorangehen! (Florian Weber im Gespräch mit Tobias Hans)
- COVID-19 im Saarland: »Konkrete Hilfe leisten, wo immer wir können.« (Florian Weber im Gespräch mit Anke Rehlinger)
- La COVID-19 à l’aune de l’humilité, du pragmatisme et de la solidarité européenne (Jean Rottner)
- « C’est la nuit qu’il est beau de croire à la lumière » (Edmond Rostand) – la Moselle face à la COVID-19 (Patrick Weiten)
- Écueils et chances de la crise sanitaire liée à la COVID-19 : les collectivités territoriales en première ligne (Mathieu Klein)
- Eng verschlungen über die Grenze hinweg (Florian Weber im Gespräch mit Dominik Jochum)
- S’Coronaland Frankreich! (Gérard Mittelberger)
- Flatterband und Barrikaden: Grenzschließungen in der Pandemie (Hanno Thewes)
- Chronique d’une année COVID (Gilbert Schuh)
- Beherztes Handeln auf dem Winterberg: ALLE FÜR ALLE (Florian Weber im Gespräch mit Christian Braun)
- Deutsch-französische Wirtschaftsbeziehungen im Zeichen der Pandemie (Patrick Brandmaier)
- Transformer la crise en chance pour les territoires transfrontaliers (Florian Weber échange avec Frédéric Berner)
- Corona 2020. Du sentiment d’exil en Allemagne à un nouveau souffle pour l’Europe ? (Florian Weber échange avec Valérie Désoulières)
- Juste une feuille à la frontière – mauvaise communication et autres difficultés au quotidien (Florian Weber échange avec Marcel Adam)
- Drei Monate »Grenzerfahrungen«: Was bleibt? (Carlin Dylla)
- France / Allemagne : deux cultures politiques face à la COVID-19 (Thomas Wieder)
- Deutschland, Frankreich, COVID-19 – das Virus und die Grenzregion (Susanne Freitag-Carteron)
- Freundschaft mit Hindernissen (Hélène Maillasson)
- « Là, je suis bloquée ! » (Florian Weber échange avec Janine Loock)
- 200 Kilometer für Schengen (Philip Maria Albert Hoffmann)
- Hochschulen in Zeiten der Corona-Pandemie (Florian Weber im Gespräch mit Manfred Schmitt)
- L’enseignement supérieur au temps de la COVID-19 : défis, gestion de crise et opportunités (Florian Weber échange avec Manfred Schmitt)
- Nationale Reflexe im Angesicht einer europäischen Krise (Tetyana Albers, Valerie Köbele-Ennaji, Jacob Ross, Veit Wolfart)
- The return of borders (Christian Wille)
- Geschlossene Grenzen – offene Sprachen? (Claudia Polzin-Haumann)
- COVID-19 als mögliche Chance (Nora Crossey)
- Les crises et le nécessaire renforcement du couple franco-allemand (Nicolas Bouzou)
- Viel mehr als (Roland Theis)
- Bien plus qu’un « plus jamais ! » (Roland Theis)
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Interview mit dem Herausgeber und UniGR-CBS Mitglied Florian Weber
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Herr Weber, Sie haben mit Roland Theis und Karl Terrollion ein Buch zum deutsch-französischen Verhältnis während der Pandemie herausgegeben. Was gab den Anstoß zu diesem Buchprojekt?
In der ersten Covid-19-Welle im Frühjahr 2020 kontaktierte mich Staatssekretär Roland Theis, um zu diskutieren, wie wir als Grenzforscher:innen die Grenzkontrollen und Grenzschließungen bewerten. Im Gespräch entstand dann die Idee, den beobachteten Reflex, Gesundheit über die Sicherung der nationalen Grenzen schützen zu wollen, gemeinsam aufzuarbeiten. Als dann zwischenzeitlich das Reisen wieder möglich war, entwickelten wir im Juli 2020 im Pariser Büro des Saarlandes das Konzept für unser Buch – angetrieben von der Idee, unterschiedlichen Akteuren in der Krise eine Stimme zu geben.
Weit über dreißig Menschen aus Deutschland und Frankreich kommen in Ihrem Buch zu Wort. Warum eine solche Vielfalt der Perspektiven?
Zunächst war es uns wichtig, immer gewisse Pendants zu haben – also deutsche und französische Perspektiven gleichzeitig aufzuzeigen. So sollten Politiker:innen der unterschiedlichen Ebenen – vom Nationalen bis Lokalen – zu Wort kommen. Das war aber nur ein Kriterium. Wir sind weiter gegangen und haben auch Persönlichkeiten aus Gesundheit, Wirtschaft, Kultur, Medien und Wissenschaft in das Buchprojekt eingebunden. Dabei haben wir die Zahl der Autor:innen und Interviewpartner:innen nie gezählt – es hat sich einerseits ein bisschen „verselbstständigt“, andererseits haben wir sorgfältig ausgewählt, um Einblicke in möglichst viele Bereiche, die in der Krise relevant waren, zu bekommen.
Ihr Buch steht für einen kritischen Rückblick auf das Krisenjahr 2020. Was hat Sie bei der Lektüre der Beitragsmanuskripte besonders überrascht?
Noch vor der Lektüre hat mich überrascht, wie groß die Bereitschaft zum Mitmachen bei den meisten der Autor:innen und Interviewpartner:innen war. Gerade für manche Politiker:innen ist das Thema ja ein heikles Feld. Denn das deutsch-französische Verhältnis hat, wie die Medienberichterstattung zeigte, durch die Ereignisse doch gewisse Kratzer abbekommen. Bei der Lektüre der Manuskripte hat mich dann überrascht und durchaus beeindruckt, inwiefern der Schock der Grenzkontrollen und Grenzschließungen schonungslos als Zäsur „seziert“ wurde und gleichzeitig aber auch Wege aufgezeigt werden, wie Krisen künftig besser bewältigt werden können.
Die Texte fokussieren überwiegend auf das Geschehen in der Großregion. Treffen die Beobachtungen auch auf andere Grenzregionen zu?
Viele Entwicklungen, die das Buch herausarbeitet, sind in der Tat auch in der oberrheinisch-elsässische Grenzregion zu beobachten. Das machen aktuelle Veröffentlichungen deutlich, bspw. von Birte Wassenberg. Auch andere Grenzregionen zeigen ähnliche Entwicklungen, wie zum Beispiel an der deutsch-polnischen oder deutsch-dänischen Grenze. Es gibt aber auch Unterschiede, die unter anderem aus historischen Entwicklungen und lokalen Verflechtungen herrühren. Um hierauf genauer zu schauen, bereite ich gerade zusammen mit Dominik Brodowski und Jonas Nesselhauf einen Sammelband zum Thema „Covid-19 und Europa“ vor.
Das Buch schließt mit Überlegungen, wie Krisen in der Großregion künftig besser gemeistert werden können. Wie schätzen Sie die Umsetzung dieser Handlungsvorschläge ein?
Praktisch gedacht, erscheinen mir die Stärkung grenzüberschreitender Einrichtungen, der Ausbau der Gesundheitsversorgung über nationale Grenzen hinweg, die Erleichterungen für Grenzgänger:innen, der Abbau von administrativen Hürden oder auch – der Frankreichstrategie folgend – das Erreichen eines mehrsprachigen Raums mit gemeinsamer Vergangenheit und Zukunft eigentlich unumgänglich. Zugleich ist mir wohl bewusst, dass diese Aufgaben nicht einfach umzusetzen sind und Zeit brauchen. Als Grenzraumforscher ist es mir ein Anliegen, mich gemeinsam mit Kolleg:innen auf künftige Erfordernisse zu konzentrieren und so das Scheinwerferlicht darauf zu richten, was zu tun bleibt – kurz gesagt: die Verbindung von Theorie und Anwendung weiterzuentwickeln und zu stärken. Für dieses Anliegen bietet das UniGR-Center for Border Studies als interregionales Kompetenzzentrum einen perfekten Rahmen.
Weitere Informationen zum Thema des Buchs im Blog-Beitrag von Florian Weber auf BorderObs.
Bibliographische Angaben
Florian Weber, Roland Theis, Karl Terrollion (Hg.) (2021): Grenzerfahrungen | Expériences transfrontalières. COVID-19 und die deutsch-französischen Beziehungen | Les relations franco-allemandes à l’heure de la COVID-19. Wiesbaden, Springer VS Verlag.
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