Les espaces frontaliers, des espaces à la marge ?
Les espaces frontaliers, des espaces à la marge ?
Die mehrdeutige Beziehung zwischen Grenze und Rand wurde quer durch verschiedene Fälle behandelt. Um die Eigenschaft des Rands zu erfassen wird ein Mehrebenenansatz vorgeschlagen.
Dieses Kapitel fragt nach der Marginalität von Grenzräumen. Der marginale Charakter der Grenzräume wird oft in der öffentlichen Politik herausgehoben, ist aber nur selten so direkt und zweideutig. Auch wenn diese Räume Orte der Marginalisierung beinhalten können (Prostitution, Konzentration von Verkehr jeglicher Art, Ansammlung von Flüchtlingen, die an der Grenze festsitzen), sind diese Situationen fern einer Verallgemeinerung. Es reicht somit nicht aus, diese so zu definieren. Die vieldeutige Beziehung zwischen Grenze und Rand wird anhand der verschiedenen Fälle (in Frankreich und in Europa) symbolhaft behandelt. Um den Charakter der Randphänomene zu prüfen, wird ein Mehrebenenansatz vorgeschlagen.
Ihre Lage am äußeren Ende eines Landes führt dazu, dass Grenzräume oft als Räume “am Rand” betrachtet werden. Diese Darstellung findet sich häufig in politischen Diskursen wieder, die an diesen Räumen ansetzen. Der besondere Kontext der Grenzräume wurde von spezialisierten Geograph_innen als “äußerste Grenze der Souveränität eines Landes“ (Renard et al. 1997), als Diskontinuität und Bruch zwischen zwei Räumen beschrieben, wobei jeder Raum einen gewissen Grad an Homogenität aufweist (Grasland 1997) und die staatlichen Strategien häufig die Entwicklung dieser Gebiete einfrieren (Nordmann 1998). Allerdings hat sich dieser Kontext innerhalb des europäischen Integrationsprozesses in den letzten drei Jahrzehnten verändert: „Diese ‚Öffnung‘ der Grenzen “muss auf jeden Fall in den Maßnahmen differenziert werden, in denen das Gewicht von Strukturierungen und nationalen Zugehörigkeiten häufig eine Bremswirkung ausübt” (S. 211). Der Begriff “am Rand” wird detailliert beschrieben und die Autor_innen betonen “die Relativität der marginalen Grenzidentität im Bezug auf die betrachteten räumlichen und zeitlichen Ebenen” (S. 212). Zur Verdeutlichung werden zwei Beispiele vorgeschlagen. So können die Flüchtlingscamps in Calais und Grande-Synthe als “am Rand” bezeichnet werden. Diese Orte sind auf eine Weise territorial losgelöst (« hors sol »), da sie komplett durch den Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) verwaltet werden. Das zweite Beispiel ist das von Städten, die sich entlang der Grenze aufgrund von Unterschieden zwischen den nationalen Steuerniveaus, Gehältern, Kosten oder Verfügbarkeit von Grundeigentum und Versteuerung entwickelt haben.
In einem zweiten Schritt wenden die Autor_innen einen Mehrebenenansatz zum Rand im Kontext von Grenzen an. Um die Marginalisierung der Grenzräume zu messen, wird der Ansatz der territorialen Dynamik und der Attraktivität (Reynaud 1981) angewandt. Karten illustrieren die Analyseergebnisse. Die Autor_innen zeigen auf, dass es Räume “am Rande” auf europäischer und regionaler Ebene gibt. Dies sind (meist ländliche) Räume, die auf Grund der industriellen Krise einen Bevölkerungsverlust zu beklagen haben. Die grenzüberschreitenden Räume im Nord-Osten Frankreichs befinden sich zwischen Attraktivität und “Repulsivität”. Die Autor_innen stellen fest, dass “die Beziehung zwischen Grenzsituation und Rand nicht direkt und eindeutig ist. Bestimmte Grenzräume sind marginalisiert hinsichtlich des nationalen Territoriums, können aber auch innerhalb einer Austauschzone liegen, die ihnen eine neue Zentralität verleiht.” (S.220)
Inhalt
- Grenzräume und ihr nach räumlichen und zeitlichen Analyseebenen zu relativierender Randcharakter
- Marginalisierung und Grenze - das Beispiel der Migrantencamps in Calais und Grande-Synthe
- Die Grenzsituation zwischen Marginalisierung und Zentralität
- Mehrebenenansatz des Randes im Grenzkontext
- Wie kann die territoriale Marginalisierung innerhalb eines grenzüberschreitenden Kontexts gemessen werden?
- Räume “am Rand” auf europäischer und regionaler Ebene
- Die grenzüberschreitenden Gebiete im Nord-Osten Frankreichs zwischen Attraktivität und “Repulsivität”
- Literaturverzeichnis
Grégory Hamez und Frédérique Morel-Doridat
Solène Gaudin
Martine Candelier-Cabon
ISBN: 978-2-7535-5537-2