Cross border residence (CB-RES) - Identitätserfahrungen und Integrationsprozesse in der Großregion
Abstract
Die grenzüberschreitende Wohnmobilität tauchte im Laufe der formellen Öffnung der europäischen Grenzen auf und wird hauptsächlich durch die nationalen Unterschiede auf den Immobilienmärkten der Grenzregionen verursacht. In den vergangenen 10 bis 15 Jahren beobachten wir beträchtliche Wohnbewegungen von Luxemburg in die Nachbarländer, die zu großen Veränderungen in der räumlichen und sozialen Zusammensetzung der Grenzstädte führen. Das Forschungsprojekt CB-RES untersucht die Erfahrungs- und Identitätskonstrukte der grenzüberschreibenden Migranten sowie der einheimischen Bevölkerung in deutschen Grenzorten.
Fragen und Problemstellungen
CB-RES wurde in vier Fallstudien-Orten durchgeführt, die sehr unterschiedlich sind hinsichtlich der Ortsgröße, der Struktur und der Entfernung von der Grenze. Mehr als 20 % ihrer Einwohner besitzen heute die luxemburgische Staatsangehörigkeit. Es gibt auch einen beträchtlichen internationalen Einfluss, der aus kleinen ländlichen Gemeinschaften kosmopolitische Orte machte. Empirische Forschungen, die in einer Beobachtung der Teilnehmer sowie in narrativen Interviews mit alten und neuen Einwohnern bestanden, konzentrierten sich hauptsächlich auf das Verständnis der alltäglichen Praktiken und Erfahrungen. Fragen waren u.a.: Hat die Wohnbewegung über eine Landesgrenze hinweg einen Einfluss auf Wohnpraktiken, soziale Beziehungen und ein nationales Zugehörigkeitsgefühl? Wie kommen die ansässigen Bevölkerungsteile mit dem schnellen Wachstum der Dörfer und dem damit einhergehenden materiellen und soziokulturellen Wandel zurecht?
Unsere Ergebnisse zeigen, dass, obwohl es sich um keine beabsichtigte Migration handelt, die grenzüberschreitende Wohnmobilität in vielen Fällen einen Prozess der schrittweisen Anerkennung und Einforderung eines neuen Ortes herbeiführt, der unerwarteterweise in wesentlichen Aspekten einen positiven Wandel erlebt. Zudem stellen diese Wohnbewegungen eine besondere Art der Migration dar, da sie nicht nur von einem in ein anderes Land, sondern von einem Land in eine andere Einheit – von der Nation hin zur Region – führen.
Die Forschungsergebnisse zeigen die Wichtigkeit der Erinnerungen und der begleitenden Gefühle von Scham und Schuld für den Prozess der Migration und der Schaffung neuer Orte. Sie zeigen somit auch die Notwendigkeit der Untersuchung grenzüberschreitender Wohnbewegungen, die mit der komplexen moralischen Ökonomie der sozialen Zugehörigkeit zusammenhängen.
Die Studie zeigt auch, dass es wichtig ist, die verschiedenen, sich jedoch überschneidenden Arten des Angehens der Diversität und des Ungewohnten zu analysieren, die einen Einfluss auf die Prozesse der lokalen Integration besitzen. Der massive Einfluss von neuen Einwohnern von der anderen Seite der Grenze stärkt auf der einen Seite die Tendenz zur Homogenisierung der Vielfalt und auf der anderen Seite die allgemeinen Konzepte der Pluralität, des Europäertums und der lokalen Besonderheiten.
Schlüsselmomente
- 2014 organisierte CB-ES das internationale Kolloquium „Living in European Borderlands” an der Universität Luxemburg; die Ergebnisse der Workshops erschienen in der Routledge Border Regions Series.
- Die Forschungsergebnisse wurden in Beiträgen zu wissenschaftlichen Bänden und Zeitschriften in verschiedenen Disziplinen veröffentlicht, z.B. im Jahrbuch für Geschichte des ländlichen Raumes, Human Studies, Europa Regional.
- Die Ergebnisse wurden zudem bei zahlreichen wissenschaftlichen Konferenzen in Luxemburg und im Ausland präsentiert.
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Ansprechpartnerin
Elisabeth Boesen, Universität Luxemburg