Border as Method, or, the Multiplication of Labor

Border as Method, or, the Multiplication of Labor

Grenzraum
Globale Grenzregime
Sprache(n)
Englisch
Einleitung

Dieses Buch analysiert die Widersprüche und Paradoxa der Globalisierung, welche, im Versprechen einer Welt ohne Grenzen, eher zu einer Proliferation von Grenzen beigetragen hat, die sich wiederum stark auf Migrationsbewegungen, kapitalistische Wandlungsprozesse und das politische Leben auswirkt.

Zusammenfassung

Border as Method stellt die Behauptung auf, dass der aktuelle Kapitalismus nicht zu einer Verringerung von Grenzen sondern zu einer Proliferation derselbigen geführt hat. Letztere wird mit der Verstärkung des Wettbewerbs in globalen Arbeitsmärkten in Verbindung gestellt. Die Autoren konzentrieren sich auf Grenzproblematiken auf verschiedenen geographischen Ebenen und kombinieren die Theorie mit einer Reihe von Fallbeispielen aus verschiedenen Regionen der Welt. So nähern sich die Autoren der Grenze nicht als reinem Forschungsprojekt sondern auch als epistemischen Rahmen, was neue Perspektiven auf die Prozesse der Grenzziehung und Grenzerhaltung als essentielle Werkzeuge zur Produktion von Arbeitskraft als Gemeingut eröffnet.

Inhalt

Sandro Mezzadra, Professor für Politiktheorie an der Universität Bologna, und Brett Neilson, Professor am Institut für Kultur und Gesellschaft an der Western Sydney University, treten in ihrem Buch für eine Forschungshaltung ein, der sich nicht nur auf eine Grenze oder einen geopolitischen Kontext beschränkt. Vielmehr untersuchen Mezzadra und Neilson, wie es der Buchtitel schon verrät, die Grenze als Methode, was bedeutet, dass die Grenze für sie viel mehr als nur eine Linie darstellt, die auf einer geopolitischen Landkarte gezeichnet und neu gezeichnet werden kann. In ihren Augen stellen Grenzen eine soziale Methode der Teilung und auch der Multiplikation dar: Sie teilen nicht nur geographische und soziale Räume, sondern vervielfachen darüber hinaus soziale Differenzen. Mezzadra und Neilson betonen die ontologische Präsenz sowie die Macht und Gewalt von Grenzen und deren epistemologische Auswirkungen und rücken so das Konzept der „Multiplikation von Arbeit“ in den Vordergrund, das die konstitutive Heterogenität von „lebender“ Arbeit ebenso wie die Artikulation von Arbeitsregimen und verschiedenen Ausbeutungsformen hervorhebt. Wie sie detailliert darstellen, funktioniert die Multiplikation von Arbeit durch Verstärkung, „die Tendenz der Arbeit, Lebenszeit zu kolonialisieren“ (21); durch Diversifikation, die sich, wie bereits Marx feststellte, darauf auswirkt, wie Kapital sich konstant vermehrt und dabei neue Produktionsarten schafft; und durch Heterogenität, welche die rechtlichen und sozialen Regime der Arbeitsorganisation betrifft. In seiner Darstellung der tiefgreifenden und engen Verwobenheit von Kapitalgrenzen, „lebender“ Arbeit und Grenzen steht das Werk in der italienischen autonomistischen und operaistischen Tradition.

Das Buch besteht aus neun Kapiteln, die sich mit den sich wandelnden Funktionen und Orten von Grenzen; der Tradition der fabrica mundi (Produktion der Welt, die den Renaissance-Philosophen Pico della Mirandola und Giordano Bruno folgend Grenzen in Bezug auf ihre geographische Auswirkungen hin interpretieren; der Entwicklung moderner Kartographie und der Landeskunde/Area Studies; der internationalen Arbeitsteilung; zeitlichen Aspekten der Grenzschaffung, Gouvernementalität und Souveränität, dem Management von Migrationsbewegungen, sowie unterschiedlichen Formen politischer Subjektivitäten wie beispielsweise der Figur des „citizen-workers“, des Bürgers-als-Arbeiter, (S. 251) befassen. Das letzte Kapitel nutzt die „Arbeit der Übersetzung“ (S. 270), um neue Ansätze zum Verständnis des Gemeinsamen (common) im Allgemeinen im Gegensatz zu einem einzelnen Commons (Gemeingut) darzustellen. Übersetzung, darauf bestehen die Autoren, „ist von grundlegender für die Organisation von Grenzproblematiken“ (S. 281) und essentiell für einer Politik des Gemeinsamen (Commons-Politik), die sich sowohl „über etwaige rhetorische Invokationen hinweg in einer Welt ohne Grenzen erstecken muss“, als auch „jeden Versuch unterlassen muss, die Grenze in eine rechtsprechende Institution zu verwandeln“ (S. 281).

Inhalt:

  • Die Proliferation von Grenzen
  • Fabrica mundi
  • Grenzen des Kapitals
  • Kennziffern der Arbeit
  • Im Raum zeitlicher Grenzen
  • Die souveräne Maschine der Gouvernementalität
  • Zonen, Korridore und Geographien des Post-Development
  • Erschaffung von Subjekten
  • Das Übersetzen von Gemeingut
Fazit

Dieses Buch steckt neue konzeptuelle Gebiete im Bereich der Border Studies ab. Das akademische Ziel des Buches ist die Darstellung der globalen Bedeutung von Bordering-Praktiken. Zudem wird versucht aufzuzeigen, auf welche Art und Weise diese Praktiken zur Schaffung neuer politischer Räume und Subjektivitäten beitragen, die für das Überleben in den ausbeuterischen und zerstörerischen sozialen Beziehungen des Kapitalismus wichtig sind. Gleichzeitig kann das Buch jedoch auch als Handlungsaufruf in Zeiten, in denen Grenzkonflikte die politische Landschaft dominieren, angesehen werden. Indem sie sich auf die vielen Spannungen und Konflikte fokussieren, die rund um die Proliferation von Grenzen auftreten, zeigen die Autoren eine Reihe neuer Konzepte und konzeptueller Werkzeuge zur Analyse von Grenzen auf. Als Methode hat die Grenze in ihren Augen mehrere Funktionen: sie trennt und konstituiert Raum, sie behindert globale Flüsse, kanalisiert jedoch auch Bewegungen. Zudem spielt sie eine Schlüsselrolle in der „Erschaffung der Zeiten und Räumen des globalen Kapitalismus“ und in der Formung „der sowohl innerhalb dieser Zeiten und Räume als auch gegen sie entstehenden Kämpfe“ (S. 4). Die Idee der Vielfalt dagegen wird als die materielle Realität angesehen, welche die Orte strukturiert, an denen soziale Beziehungen und die Kämpfe gegen das Kapital ausgetragen werden. Um die politischen Risiken und Potentiale dieser Multiplizität zu erfassen, werden eine Reihe von Schlüsselkonzepten entwickelt, wie die Heterogenität des globalen Raums, die Vervielfältigung von Arbeit, zeitliche Grenzen, differentielle Inklusion sowie der Grenzkonflikte.

Mezzadra und Neilson setzten sich stark mit dem Konzept der „lebenden Arbeit“ auseinander, das in diesem Buch in Bezug auf die verschiedenen Subjektivitäten von Migrant_innenarbeit und prekärer Arbeit diskutiert wird. Für Mezzadra und Neilson stellen Migration, Arbeit und Grenzkonflikte „Formen des sozialen Konflikts [dar], der kapitalistische Lebensweisen in Frage stellt“ (S. 59), die neue Identitäts- und Konflikträume eröffnen. Im Gegensatz zur dominierenden Tendenz, Grenzen in Bezug auf ihre Exklusionsfunktionen zu betrachten, dreht dieses Buch die Perspektive um und analysiert Grenzen, Mauern, Flüchtlingslager, etc. als Teil sich wandelnder Regime der „differentiellen Inklusion“ (Kapitel 5). Dadurch zeigt es, dass Grenzen (internationale Grenzen, interne Grenzen wie etwa Race/Ethinicty und Geschlecht sowie zeitliche Grenzen) nicht nur Inklusion (zum Beispiel Staatsangehörige) und Exklusion (Nicht-Staatsangehörige) begrenzen, sondern dass sie auch differentiell inkludieren, d.h. einige Personen in einer hierarchischen oder differenzierten Art und Weise einschließen, so z.B. Nicht-Staatsangehörige als niedrig gestellte Arbeiter_innen in der Rechtskategorie „illegal“.

Kernaussagen

Eine der zentralen Thesen von Border as Method ist, dass die Globalisierung nicht zu einem Abbau, sondern zu einer Proliferation von Grenzen geführt hat. Indem sie die Proliferation und die „Heterogenisierung“ von Grenzen analysieren, was zu differenzierten Subjektivitäten und Rechtsstellungen führt, lenken Mezzadra und Neilson die Aufmerksamkeit auf Grenzen als materielle Beziehungen und weniger als objektive „Fakten“. Durch die Analyse der zusammenhängenden materiellen und ideologischen Arbeit, die durch Bordering-Praktiken geleistet wird, hilft dieses Buch dabei, das Verständnis von Grenzen als Trennlinien zwischen Innen und Außen zu dekonstruieren und sich stattdessen auf die multiplen Verbindungen zwischen Menschen über Grenzen hinweg zu fokussieren.

Leitung

Sandro Mezzadra und Brett Neilson

Verfasser des Eintrags
Ansprechpartner
Erstellungsdatum
2018
Datum
Verlag
Durham : Duke University Press
Identifikationsnummer

ISBN: 978-0822355038