Entités (trans)frontalières au sein et autour de l’espace du Rhin supérieur

Entités (trans)frontalières au sein et autour de l’espace du Rhin supérieur

Grenzraum
Frankreich, Deutschland, Schweiz, Oberrhein
Sprache(n)
Französisch
Einleitung

Das vorliegende Werk untersucht den Begriff der gemeinsamen Identität in der grenzüberschreitenden Region des Departement Haut Rhin unter Mitwirkung verschiedener ForscherInnen und ExpertInnen aus dieser Region.

Zusammenfassung

Das Werk stellt die allgemeine Frage, ob eine gemeinsame, dem grenzüberschreitenden Gebiet des Oberrheins eigene Identität existiert. Dabei werden die Antworten auf diese Frage durch drei Arten von Beiträgen näher beleuchtet: durch die Untersuchung institutioneller Initiativen, die den Aufbau einer solchen Identität begünstigen, durch Analysen von Gewohnheiten und Gebräuchen in diesem Gebiet, die von dieser gemeinsamen Identität bei Akteuren und Bewohnern dieser Region zeugen, sowie durch Stellungnahmen aus benachbarten Regionen, die die allgemeine Annahme bestätigen.

Inhalt

Das Gemeinschaftwerk öffnet sich gegenüber einer Gesamtheit von theoretischen Definitionen der Begrifflichkeiten von ‘Identität’ und ‘Grenze’ und vollzieht danach eine Reise durch die jüngere Geschichte der Region des Departement ‘Haut Rhin’. Hierbei ist ‘gemeinsame Identität’ als Ergebnis von Gebräuchen und Gewohnheiten zu verstehen, die vom Verfasser auch als in dem Gebiet vorliegende Praktiken und Materialitäten bezeichnet werden und die oftmals im Widerspruch zu der in diesen Gebieten vorgefundenen, institutionellen Dynamik stehen.

Im ersten Teil wird ein Fokus auf institutionelle Initiativen gelegt, die den Aufbau einer gemeinsamen Identität in diesem Gebiet mittels eines Top-Down-Ansatzes zu fördern versuchen. Dieser Teil beinhaltet folgende vier Beiträge:

  • Le transfrontalier, nouveau paradigme du développement économique territorial, par René KAHN [Das Grenzüberschreitende, ein neues Paradigma der territorialen wirtschaftlichen Entwicklung, von René KAHN]
  • Qu’est-ce qu’une Euro-région ? Identifications et frontières au défi de l’institution dans l’espace du Rhin supérieur, par Philippe HAMMAN [Was ist eine Euro-Region? Identifikationen und Grenzen vor der Herausforderung der Institution im Raum des Oberrheins, von Philippe HAMMAN]
  • Gérer l’espace fluvial, construire le territoire transfrontalier?, par Élodie PIQUETTE [Flussraummanagement, Aufbau des grenzüberschreitenden Gebiets? Von Elodie PIQUETTE]
  • D’un réseau d’acteurs en travail social à une coopération institutionnelle. Un parcours complexe, par Béatrice MULLER, Martin BECKER et Rudi WAGNER [Von einem Netzwerk von Akteuren der Sozialarbeit hin zu institutioneller Zusammenarbeit. Ein komplexer Weg, von Béatrice MULLER, Martin BECKER und Rudi WAGNER ]

Der zweite Teil beschäftigt sich über einen Bottom-Up-Ansatz mit der Widerstandfähigkeit von Gebräuchen und Gewohnheiten angesichts sich öffnender, europäischer Grenzen. Hierzu gehören die drei nachfolgenden Beiträge:

  • Le retour du rail : les frontières sous tension, par Raymond WOESSNER [Die Rückkehr der Schiene: Grenzen unter Spannung, von Raymond WOESSNER]
  • Le patrimoine de la frontière. Entre négation et prise en charge désordonnée, par Benoît BRUANT
  • [Das Kulturerbe der Grenze. Zwischen Leugnung und ungeregelter Übernahme, von Benoît BRUANT]
  • Éléments de justification d’une identité transfrontalière par des étudiants avancés de cursus transfrontalier. Notes de recherche, par Cédric DUCHÊNE-LACROIX [Aspekte der Begründung einer grenzüberschreitenden Identität durch fortgeschrittene Studierende in grenzüberschreitenden Studiengängen, von Cédric DUCHÊNE-LACROIX]

Im dritten Teil werden gleichartige Dynamiken in benachbarten, grenzüberschreitenden Gebieten des Oberrhein näher beleuchtet. Diese Stellungnahmen ermöglichen es, die in den beiden ersten Teilen aufgeführten Hypothesen zu untermauern. Zu diesem Teil gehören drei Beiträge:

  • Développement culturel et coopération transfrontalière. L’exemple du Canton du Jura et du Territoire de Belfort, par Olivier MOESCHLER et Olivier THÉVENIN [Kulturelle Entwicklung und grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Die Beispiele des Kantons Jura sowie des Gebiets von Belfort, von Olivier MOESCHLER und Olivier THÉVENIN.
  • Identités et reconfigurations industrielles. Le cas de l’Arc jurassien (1950-1990), par Francesco GARUFO [Identitäten und industrielle Umgestaltung. Der Fall des Arc jurassien (1950-1990), von Francesco GARUFO]
  • L’« identité transfrontalière » problématique de la Grande Région Saar-Lor-Lux, par Vincent GOULET [« Die » problembehaftete « grenzüberschreitende Identität » der Großregion Saar-Lor-Lux, von Vincent GOULET.
Fazit

Ziel des Werkes ist es, eventuelle Widersprüche zwischen den institutionellen Politiken und den Gebräuchen und Gewohnheiten der Einwohner der Region aufzuzeigen. Im Departement Haut Rhin besteht noch keine grenzüberschreitende Identität im Sinne einer Identität, die sich gegenüber der nationalen Identitäten durchsetzte und sich aus dem Zusammentreffen unterschiedlicher, dort vertretener, regionaler Kulturen ergäbe.

Auf Seiten der institutionellen Initiativen bleibt, abgesehen von der Stärkung gemeinsamer, starker identitärer Bezugspunkte, wie dem Rhein, die Wirkung auf die gemeinsame Identität weiterhin eingeschränkt, da diese Initiativen auf die Entwicklung und die wirtschaftliche Zusammenarbeit beschränkt bleiben. Außerdem bleibt diese wirtschaftliche Zusammenarbeit auf Ebene der Ausbildung beispielsweise überfrachtet durch eine fehlende Uniformisierung.

Was die Gebräuche und Gewohnheiten betrifft, so können Praktiken und Gruppen von Handelnden ausgemacht werden, die durch eine gemeinsame Beziehung zur Grenze entstehen (grenzüberschreitender Verkehr, gemeinsames Gedenken konfliktträchtiger Orte, grenzüberschreitende Studiengänge). Diese Praktiken sind jedoch nicht ausreichend, um eine neue, gemeinsame Identität zu erzeugen. Darüber hinaus sind sie größtenteils weiterhin gekennzeichnet durch zu beiden Seiten der Grenze geltende Besteuerungsregeln.

Der dritte Teil unterstreicht die Schwierigkeit, eine spezifische grenzüberschreitende Identität in benachbarten Gebieten des Departement Haut Rhin aufzufinden, also in der Großregion, im Kanton Jura und dem Arc jurassien. Auch in diesen Gebieten haben in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit überwiegend wirtschaftliche Logiken Vorrang vor kulturellem Austausch.

Kernaussagen

Konzeptuell betrachtet sind die verschiedenen Autoren übereinstimmend der Ansicht, dass die untersuchten Identitäten eher (über)‘Grenze’(nd) als grenzüberschreitend sind. In diesen Gebieten ist die Öffnung der europäischen Grenzen keine ausreichende Bedingung dafür, eine grenzüberschreitende Identität herauszubilden. Die gemeinsame Identität in den europäischen Grenzräumen basiert auf dem alltäglichen, unterschiedlichen Erleben der Grenze. Auch auf dieser Ebene bleibt die grenzüberschreitende Identität gekennzeichnet durch die Existenz der Grenze, sie wird also ausgehend von der Grenze aufgebaut, trägt aber nicht zu deren Auflösung bei.

Leitung

Angeliki Monnier

Verfasser des Eintrags
Beiträge

René Kahn, Philippe Hamman, Élodie Piquette, Béatrice Muller, Martin Becker , Rudi Wagner, Raymond Woessner, Benoît Bruant, Cédric Duchêne-Lacroix, Olivier Moeschler, Olivier Thévenin, Francesco Garufo, Vincent Goulet

Ansprechpartner
Erstellungsdatum
2020