Border Futures – Zukunft Grenze – Avenir Frontière. Zukunftsfähigkeit grenzüberschreitender Zusammenarbeit

Border Futures – Zukunft Grenze – Avenir Frontière. Zukunftsfähigkeit grenzüberschreitender Zusammenarbeit

Grenzraum
Großregion und Trinationale Metropolregion Oberrhein
Sprache(n)
Deutsch
Einleitung

Dieser Sammelband beleuchtet die Entwicklung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Gebiet der Landesarbeitsgemeinschaft Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland und zeigt Entwicklungspfade auf

Zusammenfassung

Grenzregionen wie die Großregion oder die Trinationale Metropolregion Oberrhein gehen weit über den engeren Grenzraum hinaus. Während die institutionellen Strukturen der Zusammenarbeit durch Abkommen und Organisationsformen verstetigt werden konnten, fehlen Instrumente, um auf sich verändernde Rahmenbedingungen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit angemessen reagieren zu können. Zunehmende grenzüberschreitende Verflechtungen, wirtschaftsstrukturelle Transformationsprozesse und neue Energiepolitiken in den nationalen Teilräumen wie auch der demografische Wandel stellen die grenzüberschreitende Zusammenarbeit vor neue Herausforderungen. Hinzu kommen zunehmende räumliche Polarisierungen, die einerseits Fragen der Metropolisierung in urbanen Zentren sowie andererseits der Daseinsvorsorge in ländlichen Gebieten betreffen und die Weiterentwicklung sowie Zukunftsfähigkeit der betroffenen Grenzräume beeinflussen. Aufbauend auf den Arbeiten der AG „Border Futures“ beleuchtet dieser Band die praxisrelevante Thematik der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit neueren Erkenntnissen der planungsrelevanten Grenzraumforschung im europäischen Kontext. Die Ergebnisse sollen einerseits für die Grenzräume im Gebiet der LAG nutzbar gemacht und andererseits in einen breiteren fachlichen Diskurs zur Weiterentwicklung grenzüberschreitender Zusammenarbeit eingebracht werden. Fragen einer zukunftsorientierten grenzüberscheitenden Governance, neuer räumlicher Funktionalitäten sowie neuer Planungsinstrumente spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Möglichkeiten der derzeitigen Programmperiode der EU-Strukturpolitik für Grenzräume.

Inhalt

Ziel der AG „Border Futures“ war es, die praxisrelevante Thematik der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit neueren Erkenntnissen der planungsrelevanten Grenzraumforschung im europäischen Kontext zu beleuchten. Zum einen sollten die Ergebnisse für die Grenzräume im Gebiet der LAG nutzbar gemacht werden und zum anderen sollten die Erfahrungen der grenzüberschreitenden Praxis, die im Gebiet der LAG gewonnen wurden, in einen breiteren fachlichen Diskurs zur Weiterentwicklung grenzüberschreitender Zusammenarbeit eingebracht werden. Die Ausrichtung einer zukunftsorientierten grenzüberscheitenden Governance, neuer räumlicher Funktionalitäten sowie neuer Planungsinstrumente spielt dabei ebenso eine Rolle wie die Möglichkeiten der derzeitigen Programmperiode der EU-Strukturpolitik für Grenzräume. Folgende Fragestellungen stehen im Vordergrund:

  1. Welche aktuellen Theoriediskurse aus der Grenzraumforschung sind für Grenzräume relevant und welche Implikationen ergeben sich hieraus für die Grenzräume im Gebiet der LAG?
  2. Welche Konzepte und Strategien werden für die territoriale Entwicklung von Grenzräumen und -regionen erarbeitet und entsprechen diese zeitgemäßer Planung (z. B. Metropolitane Grenzregionen, Praxis des Grenzgängers)? Welche Erkenntnisse lassen sich daraus für die Grenzräume im Gebiet der LAG ableiten?
  3. Welche Aktionsfelder sind für Grenzräume im Spannungsfeld tradierter Problemlagen (z. B. Daseinsvorsorge, Arbeitsmärkte, Verkehrssituation) sowie neuer Herausforderungen (z. B. Energiewende, Kulturerbe) relevant?
  4. Welche Chancen und Hemmnisse ergeben sich für eine integrierte territoriale Entwicklung aufgrund der spezifischen Situation von Grenzregionen und wie lassen sich diese gezielt nutzen bzw. überwinden?
  5. Welche Handlungsempfehlungen lassen sich generell für eine zukunftsfähige grenzüberschreitende Zusammenarbeit und für die territoriale Entwicklung von Grenzräumen formulieren, unter besonderer Berücksichtigung der Situation im Gebiet der LAG?

Der Zielsetzung der Akademie folgend war der intensive Austausch zwischen Wissenschaftlern und Praktikern in diesem Feld maßgeblich für die Formulierung gemeinsamer Fragestellungen, die kollektive Bearbeitung des Themas und die Vertiefung ausgewählter Aktionsfelder. Die Arbeitsgruppe setzte sich aus Mitgliedern der LAG Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland zusammen und bezog zusätzlich weitere Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Praxis (aus den betreffenden Grenzräumen) mit ein. Die AG-Mitglieder haben über einen Zeitraum von zwei Jahren in einem intensiven fachlichen Diskurs die laufende Praxis der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit aktuellen Herausforderungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen beleuchtet. Neben den regelmäßigen Treffen wurden in einem Planerforum der LAG wesentliche Zwischenergebnisse der AG Arbeit präsentiert und mit einer breiteren Fachöffentlichkeit diskutiert.

Inhalt

Vorwort

Einleitung: Border Futures – Grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Gebiet der LAG Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland

Teil 1: Entwicklungspfade grenzüberschreitender Zusammenarbeit

  • Entwicklungspfade der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und Status quo
  • Grenzüberschreitende Kooperation theoretisch: Erklärungsansätze aus europäischer Integration, Regionalismus und Governance
  • Die Großregion und die Oberrheinregion im Kurzporträt
  • Herausforderungen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der Großregion – Interviews mit Handlungsträgern

Teil 2: Strategien der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der integrativen Raumbetrachtung

  • Raumplanung in Grenzregionen: Gratwanderung zwischen neuen Leitbildern und alten Planungstraditionen?
  • Das Konzept der Metropolitanen Grenzregionen: Entwicklung, Strategien und Neuausrichtung
  • Die Metropolitanisierungsstrategie der Großregion im Entstehen

Teil 3: Lebenswelten im Grenzraum

  • Grenzen – Identitäten – Heimat: Theoriegeleitete Annäherungen an Konstrukte und Konzepte im „grenzüberschreitenden“ Kontext
  • Leben in Grenzregionen – „Wo kämen wir denn da hin?“
  • Grenzüberschreitende Lebenswelten an der luxemburgischen Grenze? Eine empirische Annäherung am Beispiel von Grenzpendlern und Wohnmigranten

Teil 4: Aktuelle Aktionsfelder in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit

  • Grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Aktionsfeld Energie
  • Grenzüberschreitender Öffentlicher Verkehr – immer noch Barrieren trotz EU
  • Interregionale Kooperation im Rhein-Alpen-Korridor
  • Sicherung der Daseinsvorsorge in ländlichen Grenzräumen – eine Untersuchung am Beispiel der Großregion
  • Die Großregion: ein grenzüberschreitender Berufsbildungsraum?
  • Aktionsfeld grenzüberschreitender Arbeitsmarkt: eine Priorität im Eurodistrikt PAMINA
  • Nutzung des Kulturerbes als touristische Entwicklungsressource in den Grenzräumen der Großregion und der Oberrheinregion

Teil 5: Ausblick: Border Futures – Auf dem Weg zur Zukunftsfähigkeit von Grenzregionen

  • Ausblick: Border Futures – Auf dem Weg zur Zukunftsfähigkeit von Grenzregionen

Anhang

  • Die Gebietsreform in Frankreich
  • Ausgewählte grenzüberschreitende Kooperationsformen und die INTERREG Förderung in Europa
  • Kurzfassung / Abstract

 

Fazit

Die Hemmnisse und Chancen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit werden in allen Kapiteln aus unterschiedlichen Blickwinkeln thematisiert. Nahezu wie ein roter Faden lassen sich grundsätzliche Aspekte ablesen, die nicht neu sind, jedoch entscheidend sind für das Gelingen von Kooperationsprozessen in Grenzregionen.

Zum, einen ist hier als grundlegender Aspekt die Sprache zu nennen, die für politische wie planerische Abstimmungs- und Entscheidungsprozesse von Bedeutung ist. Mehrsprachigkeit kann in aller Regel nicht vorausgesetzt werden. Dies erschwert die Ausbildung politischer und planerischer Routinen zur Bewältigung komplexer Fragestellungen, Verfahren oder gar Konfliktsituationen.

Ein weiterer Schlüsselaspekt liegt in den unterschiedlichen Planungskulturen begründet. Gerade im grenzüberschreitenden Kontext kommen unterschiedliche normative Regelungen, Politiken, Strategien und Planwerke, aber auch Werthaltungen und Philosophien zum Tragen. Da aufgrund der nationalstaatlichen Kompetenz für Raumplanung in Zukunft keine Änderung absehbar ist, wird der Austausch von Wissen über unterschiedliche Planungspolitiken, -prozesse, und -instrumente auf Dauer eine Kernkompetenz in der grenzüberschreitenden Kooperation darstellen.

Gerade in der grenzüberschreitenden Kooperation auf Ebene der Großregion oder der Oberrheinregion zeigen sich unterschiedliche Formen der Steuerung an den Schnittstellen zwischen überörtlichen und kommunalen Akteuren. Im Sinne einer lebendigen Multi-Level-Governance sollte die Herausforderung angenommen werden, die Kommunikation und Abstimmung auf unterschiedlichen Ebenen zu bewerkstelligen.

In einigen Kapiteln in diesem Band wurde die entscheidende Rolle der INTERREG-Förderung in den letzten Jahrzehnten angesprochen. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass INTERREG, auch wenn es in der Durchführung einer programmatischen Struktur folgt, auf einer inkrementalistischen Vorgehensweise basiert, die in der Regel Einzelprojekte unterstützt. Sie zielt damit nicht in erster Linie auf eine querschnittsorientierte Raumentwicklung ab.

Metropolitane Grenzregionen sind mittlerweile als Raumkategorie anerkannt. Allerdings wirft deren zukunftsorientierte Gestaltung viele Fragen auf, insbesondre, da es sich bei metropolitanen Grenzregionen nicht um homogene Räume handelt, sondern um Regionen mit i.d.R. ausgeprägten räumlichen Disparitäten. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage nach dem Regionszuschnitt für die Gestaltung der grenzüberschreitenden Kooperation.

Kernaussagen
  1. Trotz jahrzehntelanger Traditionen in der grenzüberschreitenden Kooperation, konnten wesentliche grenzüberschreitende Entwicklungen nicht entscheidend vorangebracht werden. Das Aufgreifen der tatsächlichen „Bottlenecks“ wäre die nächste Dimension der grenzüberschreitenden Kooperation.
  2. Die Rolle der finanziellen Förderung durch die Gemeinschaftsinitiative INTERREG hat sich als wichtige Ressource für grenzüberschreitende Kooperation herauskristallisiert. Für eine effiziente Durchführung der Kooperation sind aber auch die personellen Ressourcen entscheidend. Eine Ausstattung der grenzüberschreitenden Strukturen und Arbeitsfelder mit eigenen Budgets ist ein sinnvoller Weg in eine zunehmende Professionalisierung und Verstetigung.
  3. Grenzregionen sind in besonderem Maße dazu geeignet, Labore für vergleichende Ansätze und integrative Strategien räumlicher Planung zu etablieren, die unabhängig bzw. zusätzlich von nationalen Logiken „funktionieren“. In diesen diskursiven Lernprozessen zu Raumplanung und Raumentwicklung können grenzüberschreitende Antworten auf sich verändernde Rahmenbedingungen mit inter-kulturellen Diskursen verzahnt werden.

 

Leitung

Karina Pallagst, Andrea Hartz, Beate Caesar

Verfasser des Eintrags
Beiträge

Karina Pallagst, Andrea Hartz, Beate Caesar, Stefan Köhler, H. Peter Dörrenbächer, Thomas Weith, Gerd-Rainer Damm, Petra Schelkmann, Antje Schönwald, Annette Spellerberg, Florian Weber, Katharina Engelhardt, Christian Wille, Ursula Roos, Frank Baur, Barbara Dröschel, Michael Heilmann, Jörg Saalbach, Werner Schreiner, Kirsten Mangels, Julia Wohland, Patrice Harster, Frédéric Siebenhaar, Franz Schafranski, Kristine Clev

Ansprechpartner

Karina Pallagst

Fonction
Erstherausgeberin/Leiterin der Arbeitsgruppe
Organisation
Technische Universität Kaiserslautern sowie Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Deutschland
Erstellungsdatum
2018
Datum
Verlag
Akademie für Raumforschung und Landesplanung
Identifikationsnummer

ISSN: 2193-1283

ISBN: 978-3-88838-409-7