Les pratiques de détachements de travailleurs en Union européenne : importance formes et enjeux. Le cas de la grande région Sarre-Lor-Lux
Les pratiques de détachements de travailleurs en Union européenne : importance formes et enjeux. Le cas de la grande région Sarre-Lor-Lux
Dieser Bericht stellt die Ergebnisse der für Force Ovrière im Rahmen der Angence d’Objectifs IHRES durchgeführten Untersuchung vor. Ziel ist es, die Überlassungspraktiken der Arbeiter_innen aus und nach Frankreich zu analysieren. Das Untersuchungsgebiet stellt größtenteils die Großregion dar.
Innerhalb der Großregion Saar-Lor-Lux wird die Entwicklung der grenzüberschreitenden Erwerbstätigkeit stets von einer Diversifizierung der Beschäftigungsformen begleitet, wie beispielsweise der grenzüberschreitenden Leiharbeit. Zeitarbeitsunternehmen haben sich als neue Arbeitsvermittler in diesem Grenzraum etabliert und befördern dort die Entwicklung besonderer Beschäftigungsformen. Dabei ziehen sie Vorteile aus den verschiedenen Sozial- und Finanzrechtssystemen zwischen den Ländern und tragen somit zu einer Selektion der grenznahen Arbeitskräfte bei. Die überlassenen Leiharbeiter_innen sind relativ gut ausgebildet, qualifiziert und werden von den Leiharbeitsfirmen beschäftigt. Während die befristete Entsendung von Arbeitnehmern zwar ein klassisches Mittel der Arbeitsflexibilität darstellt und es ermöglicht, auf dem Gebiet fehlende Qualifikationen heranzuziehen, so ist sie jedoch gleichzeitig ein Instrument Management der unterschiedlichen Lohnkosten auf beiden Seiten der Grenze. Diese grenzüberschreitenden Überlassungspraktiken bergen jedoch in großem Umfang das Risiko, einen Prozess der Deterritorialisierung nationaler Regelsysteme zu fördern, die die nationalen Reglementierungssysteme in den Bereichen Steuern und Sozialschutz innerhalb der Großregion miteinander in Konkurrenz bringt.
Dieser Bericht schließt an eine vertragliche Recherche an, die in den Jahren 2014 und 2015 im Rahmen des IRES (Institut de Recherches Economique et sociales, Paris) geführt wurde. Er beruht auf statistischen Analysen, Feldstudien bei Wirtschafts- und Sozialakteuren und berücksichtigt die zu diesem Thema vorliegende europäische Literatur. Der Bericht konzentriert sich auf die Überlassung von Arbeiter_innen in Europa und legt einen Fokus auf die grenzüberschreitende Überlassung von Leiharbeiter_innen in der der Großregion, insbesondere zwischen Lothringen und Luxemburg. Es werden die statistischen Informationsquellen französischer Arbeitsinspektionsbehörden und Studien zu Arbeitskräften auf europäischer Ebene herangezogen. Unter Überlassung versteht man eine Situation, in der eine Person temporär ihr Land verlässt, um in einem anderen zu arbeiten, entweder im Auftrag ihres Unternehmens, einer Drittfirma oder einer Leiharbeitsfirma. Der Bericht gliedert sich in fünf Hauptpunkte. Der erste Punkt analysiert den europäischen Rechtsrahmen der Überlassungspraktiken unter dem Gesichtspunkt ihrer Charakteristika, ihrer Entwicklungen und der intensiven Debatte, die sie auf europäischer Ebene hervorrufen. Der zweite Punkt gibt einen Überblick über die Überlassungspraktiken innerhalb Frankreichs und von Frankreich in die anderen Mitglieds- und Nicht-Mitgliedsländer der EU unter dem Gesichtspunkt der juristischen Regeln und statistischen Daten. Punkt drei beleuchtet die in diversen akademischen Fachrichtungen zum Thema existierende Literatur. Der vierte Punkt analysiert die verschiedenen Überlassungsströme in der Großregion, wobei der Fokus auf der Überlassung von Luxemburg nach Lothringen liegt (besonders auf von luxemburgischen Leiharbeitsunternehmen überlassenen Arbeitnehmer_innen). Der fünfte und letzte Punkt stellt die Ergebnisse einer Umfrage vor, die mit den verschiedenen von den Entsendungen betroffenen Akteuren (Arbeiter_innen, Arbeitsinspektor_innen, Gewerkschaften und Verantwortliche der Leiharbeitsfirmen in Luxemburg) geführt wurde.
Diese Studie führt zu sechs zentralen Schlussfolgerungen. Erstens: Die Überlassung von Arbeitnehmer_innen in der Großregion konzentriert sich hauptsächlich auf die grenzüberschreitende Überlassung von Arbeitnehmer_innen, darunter Leiharbeiter_innen, von Luxemburg nach Lothringen. Es handelt sich um alte Praktiken, die bereits in den 1970er Jahren zwischen Lothringen und dem Saarland existierten. Sie stellen ein Element der Diversifizierung von Grenzarbeiterströmen dar. Zweitens: Die Bedeutung der ökonomischen und sozialen Disparitäten in der Großregion ist die treibende Kraft bei der Entwicklung dieser grenzüberschreitenden Überlassungen. Diese Disparitäten in der ökonomischen und sozialen Dynamik spiegeln sich im Niveau der Arbeitskosten wieder, was die in Luxemburg gemeldeten Leiharbeiter für Nutzerfirmen in Lothringen attraktiv macht. Drittens: Die überlassenen Arbeiter in der Großregion sind überwiegend qualifiziert, gut ausgebildet und werden von Leiharbeitsfirmen beschäftigt. Hier ist man weit entfernt vom Low-Cost-Überlassungsmodell. Die Arbeit, die von den überlassenen Arbeitskräften geleistet wird, fördert die grenzüberschreitende Erwerbstätigkeit und wird wiederum im Gegenzug von ihr gefördert. Sie stellt ein Dynamisierungselement der grenzüberschreitenden Mobilitäten in der Großregion dar. Viertens: Die in Luxemburg ansässigen Leiharbeitsfirmen versuchen, sich das unterschiedliche Lohnkostenniveau zu Nutze zu machen, indem sie durch die Bildung von Unternehmensnetzwerken Strategien zur Verwaltung des grenzüberschreitenden Raums entwickeln. Sechstens : Die Sektoren, in denen am häufigsten überlassene Arbeitnehmer eingesetzt werden, sind diejenigen, die lokal produzieren müssen. Diese Unternehmen können ihren Betrieb nicht in die Niedriglohnländer verlagern. Mit anderen Worten, hier finden sich vor allem Unternehmen des Baugewerbes und einiger Industriezweige wie der Automobilindustrie. Letztendlich koexistieren somit zwei Nutzungsarten der Überlassung in der Großregion: Ein klassisches Überlassungsmodell von Arbeitern aus Südeuropa (Portugal) und aus Ländern wie Rumänien oder Polen, und ein vollständig grenzüberschreitendes Modell, das vor allem nahe grenzüberschreitende Überlassungen betrifft und geographisch stark an Grenzstreifen gebunden ist.
Zwei Logiken bestimmen die Überlassungspraktiken von Arbeiter_innen in der Großregion: Die erste Logik ist finanzieller Natur und besteht darin, Nutzen aus den Kostendifferenzen zu ziehen und also folglich die Sozial- und Finanzgesetzgebung im Bereich der Arbeit und Beschäftigung gegeneinander auszuspielen. Die zweite ist eine Logik der Qualifikation. Die Überlassungen ermöglichen es, den Bedarf an qualifizierten Arbeitnehmer_innen mit spezifischen Kompetenzen zu decken, die vor Ort nicht zu finden sind. Dafür werden Arbeiter_innen mit Wohnsitz in anderen Ländern angeworben. Die große Bedeutung der Überlassungen in der Großregion ist einerseits ein Indikator für den Fortschritt der europäischen Konstruktion zur Förderung der Arbeitnehmerfreizügigkeit und gleichzeitig ein Hinweis auf die Unzulänglichkeit dieser europäischen Konstruktion.
Rachid Belkacem, Laurence Montcharmont, Christophe Nosbonne und Benoît Scalvinoni - Université de Lorraine
Cathel Kornig - Laboratoire d’Economie et de Sociologie du Travail (LEST), Aix-Marseille Université
François Michon - CNRS, Centre d’Économie de la Sorbonne