Territorial Science Echo: Heterogene Energielandschaften in einer Grenzregion – Raum, Gesellschaft und Energie in der Großregion/ Paysages énergétiques hétérogènes en région frontalière – espace, société et énergie dans la Grande Région.
Territorial Science Echo: Heterogene Energielandschaften in einer Grenzregion – Raum, Gesellschaft und Energie in der Großregion/ Paysages énergétiques hétérogènes en région frontalière – espace, société et énergie dans la Grande Région.
Dieses Working Paper präsentiert aktuelle Forschungsergebnisse im Bereich Energie im Vergleich zwischen Deutschland und Frankreich und leitet Herausforderungen für die Raumentwicklung der Großregion ab.
Das Working Paper beleuchtet den Themenbereich ‚Energie‘ und arbeitet Herausforderungen für die Raumentwicklung der Großregion ab. Es diskutiert den Begriff der Energiewende und legt einen Fokus auf Energiesysteme und –träger, insbesondere den Ausbau der Windkraft und Energiegewinnung aus Biomasse im Zusammenhang mit der Entwicklung fossil-atomarer Energiequellen in Deutschland und Frankreich.
Die Idee des Territorial Science Echo wurde im Rahmen des INTERREG Projektes UniGR-Center for Border Studies im Jahr 2018 ins Leben gerufen. Das UniGR-CBS ist ein grenzüberschreitendes Netzwerk von rund 80 WissenschaftlerInnen der sechs Mitgliedsuniversitäten der Universität der Großregion, die über Grenzen, ihre Bedeutungen und Herausforderungen arbeiten. Das Territorial Science Echo dient dem grenzüberschreitenden Wissenstransfer von innovativem raumplanerischem Wissen der ForscherInnen des Center for Border Studies der Universität der Großregion (UniGR-CBS) in Politik, öffentliche Verwaltung und Gesellschaft, insbesondere der Einspeisung aktueller wissenschaftlicher Ergebnisse in den Aufstellungsprozess des Regionalentwicklungskonzeptes der Großregion (REKGR).
Die Expertise der ForscherInnen des UniGR-CBS trägt damit gezielt zur Vernetzung mit dem INTERREG Projekt Regionalentwicklungskonzept der Großregion (REKGR) bei. Grenzregionen sind in besonderem Maße dazu geeignet, Labore für vergleichende Ansätze und integrative Strategien räumlicher Planung zu etablieren. In diesen Lernprozessen zu Raumplanung und Raumentwicklung können Antworten der Forschung auf sich verändernde Rahmenbedingungen mit gesellschaftlichen Anforderungen verzahnt werden. Die innovativen Ergebnisse der ForscherInnen des UniGR-CBS werden somit unmittelbar für die Praxis der Raumplanung und Raumordnung zugänglich gemacht. Dadurch wird die grenzüberschreitende Governance im Bereich Raumplanung gestärkt und auf eine wettbewerbsfähige Basis gestellt.
Außerdem sollen die wissenschaftlichen Diskurse gezielt für das REKGR nutzbar gemacht werden. Dazu wurden in fünf mit dem REKGR-abgestimmten und für die zukünftige Entwicklung der Großregion relevanten Themenfeldern („Demographie und Migration“- „Mobilität, Verkehrsinfrastrukturen und öffentlicher Verkehr“ – „Beschäftigung und wirtschaftliche Entwicklung“ – „Energie“ – „Governance und Außenbeziehungen der Großregion“) kurze Syntheseberichte verfasst die sich aus aktuellen Forschungsergebnissen der Forscher-Innen des UniGR-CBS speisen und Herausforderungen für die Großregion identifizieren.
Die Berichte zu den Themenfeldern wurden in Autorenteams von ForscherInnen aller sechs Partneruniversitäten der UniGR verfasst mit der Vorgabe deren Ergebnisse kurz und verständlich in einem prägnanten Format (ca. 10 Seiten pro Themenfeld) darzustellen. Im November 2018 fand ein gemeinsamer Workshop der ForscherInnen des UniGR-CBS mit dem Wissenschaftsausschuss, der die Aufstellung des REKGR begleitet, sowie Akteuren der Großregion statt. Dieser diente der Reflexion der Raumentwicklung in der Großregion aus einer wissenschaftlichen Perspektive. Die Syntheseberichte wurden in der neuen Reihe der UniGR-CBS Working Papers veröffentlicht.
Der angestoßene Dialog zwischen ForscherInnen des UniGR-CBS und Akteuren der Großregion wird am Projekt REKGR erprobt und soll damit für die Bewältigung künftiger Aufgaben der Raumplanung langfristig und nachhaltig gesichert werden. In diesem Zusammenhang ist es geplant das Territorial Science Echo auch nach dem Ende der INTERREG Förderung im Rahmen des UniGR-CBS weiterzuführen.
Inhaltsverzeichnis :
- Vorwort
- Einleitung
- Energiewenden in der Großregion
- Energiewende in Deutschland
- Die Energiewende in Frankreich: Kernkraft und erneuerbare Energien
- Entwicklung der Windkraft auf beiden Seiten der Grenze
- Windkraft in Deutschland
- Die Windkraft in Lothringen: eine verhaltene Entwicklung
- Die Nutzung der BiomasseBiomasse in Loth
- ringen: ein hohes Potenzial, das noch nicht ausreichend genutzt wird
- Biomasse in Rheinland-Pfalz
- Herausforderungen für die Großregion: Grenzen der Energiewende(n)
- Literatur
Der Ausbau erneuerbarer Energien rückt je nach skalarer Betrachtungsebene unterschiedliche Aspekte in den Mittelpunkt: auf lokaler Ebene spielen insbesondere Standortentscheidungen eine Rolle, die aber – wie das Beispiel Cattenom oder das geplante Endlager in Bure zeigen – durchaus auch von überregionaler Relevanz sind und somit grenzüberschreitende Debatten und Aushandlungsprozesse nach sich ziehen. Gesellschaftspolitische Überzeugungen und Präferenzen werden – gerade mit Blick auf Risiken und Technikakzeptanz oder in Bezug zu Handlungsoptionen individueller Akteure – als konstituierendes Element für die Produktion von neuen Energielandschaften sichtbar.
Von Relevanz erscheint also nicht nur, was für den Ausbau erneuerbarer Energien durch Politiken getan wird (zum Beispiel in Form von Anreizen der Einspeisevergütung wie in Deutschland), sondern auch ob zugleich eine Abkehr vom fossil-atomaren Energiesystemen geplant ist und wie der Übergang zu erneuerbaren Energieträgern geschehen soll. In Deutschland sind zwei Prozesse – die Ablehnung von Atomkraft vor allem aufgrund der unberechenbaren Risiken und der ungeklärten Atommüll-Problematik und die Abkehr von fossilen Brennstoffen aufgrund der Klimaschutzziele – für die Energiewende bedeutsam. Hingegen wird in Frankreich der Ausbau erneuerbarer Energien bei anhaltend gleichbleibender Kernkraftkapazitäten diskutiert.
Mindestsens zwei grenzüberschreitende Diskurse sind mit diesen spezifischen Energielandschaften verbunden: Erstens: Wie werden Risiken grenzüberschreitend verhandelt angesichts der Tatsache, dass sich das drittgrößte Kraftwerk Frankreichs nur 12 km von der deutschen Grenze befindet? Dies ist umso bedeutsamer, als dass das als veraltet geltende Sicherheitsdesign kaum durch Nachrüstungen verbessert werden kann. Zudem führen Kritiker – wie auch die Regierungen an – dass die Bevölkerungsdichte in Luxemburg und Deutschland deutlich höher sei und damit die Risiken vor allem jenseits des französischen Nationalstaats läge.
Ein zweiter Diskurs betrifft den gegenwärtigen und zukünftigen grenzüberschreitenden Stromhandel. Deutschland ist abhängig von Stromimporten. Diese Abhängigkeit könnte sich möglicherweise angesichts der Abkehr von der momentan noch wichtigen Kohlekraft verschärfen.
Beate Caesar & Karina Pallagst (Technische Universität Kaiserslautern (Hrsg.))beab
Antje Bruns (Universität Trier) und Michel Deshayes (Universität Lothringen)
https://doi.org/10.25353/ubtr-xxxx-fd9c-1f35