Wege zu einer grenzüberschreitenden deutsch-französischen Fremdsprachendidaktik. État des lieux, enjeux, perspectives.

Wege zu einer grenzüberschreitenden deutsch-französischen Fremdsprachendidaktik. État des lieux, enjeux, perspectives.

Grenzraum
Trinationale Metropolregion Oberrhein, Saarland-Lothringen-Luxemburg
Sprache(n)
Französisch
Deutsch
Einleitung

Der Band beschäftigt sich mit Besonderheiten des Fremdsprachenlehrens und -lernens in deutsch-französischen Grenzregionen und diskutiert anhand verschiedener Beispiele vorhandene Potentiale und Herausforderungen.

Zusammenfassung

Grenzräume sind Räume des Austauschs und der Vernetzung – kulturell, sprachlich, geschichtlich und wirtschaftlich. Die neuere Forschung zum Lehren und Lernen der Nachbarsprache in den deutsch-französischen Grenzregionen SaarLorLux und Oberrhein zeigt die wichtige Rolle von Grenzregionen als Laboratorien für die europäische Integration. Die in diesem Band versammelten Beiträge greifen vielfältige Aspekte der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem transfrontalier im Fremdsprachenunterricht auf. Damit trägt er nicht nur zu einer vertieften wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit diesem komplexen Thema bei, sondern liefert auch Impulse für eine verstärkte Integration grenz(raum)didaktischer Aspekte in den (Sprachen)Unterricht beiderseits der Grenze.

Inhalt

Die umfassende Einleitung der Herausgeberinnen vollzieht eine zusammenfassende Bestandsaufnahme über die wesentlichen Modelle, Konzepte und Beiträge zur grenzüberschreitenden deutsch-französischen Fremdsprachendidaktik. Die weiteren Beiträge des Bandes greifen verschiedene Aspekte rund um das Thema des transfrontalier im Fremdsprachenunterricht auf und möchten so einerseits die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema vertiefen und andererseits Anregungen für eine verstärkte Integration von grenz(raum)didaktischen Aspekten in den Unterricht geben.

Dabei werden verschiedene Beispiele bereits existierender grenzüberschreitender Initiativen im Bildungsbereich betrachtet: Zunächst wird als gelungenes Modell zur Vertiefung des grenzüberschreitenden Fremdsprachenunterrichts ein integrierter Studiengang für die deutsch-französische Lehrerbildung im Primarstufenbereich vorgestellt. Dieser qualifiziert die Absolventen zum Unterrichten an baden-württembergischen Grundschulen sowie im bilingualen Unterricht im Elsass. Ein weiterer Beitrag widmet sich der frühkindlichen Mehrsprachigkeitserziehung und stellt verschiedene Modelle der bilingualen Kleinkinderbetreuung u.a. aus dem Gebiet des Oberrheins vor.

Im Folgenden werden besondere Herausforderungen des Fremdsprachenlernens und -lehrens in Grenzregionen identifiziert; ausgehend von empirischen Daten wird die hohe Relevanz der Einstellungen der Lehrkräfte für ihr unterrichtliches Handeln unterstrichen. In diesem Kontext wird die Rolle der Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte betont, beginnend mit dem Bereich der école maternelle bzw. des Kindergartens. Hier wird zur Vertiefung interkultureller und interregionaler Kompetenzen für einen stärkeren Austausch plädiert. Für den Hochschulbereich wird eine Intensivierung grenz(raum)didaktischer Forschungen als Motor zukünftiger Kooperationen gefordert. Für den Schulbereich wird ein konkretes Beispiel zur Vertiefung des gemeinsamen europäischen Geschichtsbewusstseins anhand der deutsch-französischen Lehrbuchreihe Histoire/Geschichte erörtert.

Der Band schließt mit einer kritischen Reflexion über den Begriff der Grenze und neuen Erkenntnissen aus dem Bereich der Sprachkontaktforschung.

Inhaltsverzeichnis:

  • CLAUDIA POLZIN-HAUMANN/JULIA PUTSCHE/CHRISTINA REISSNER: Wege zu einer grenzüberschreitenden deutsch-französischen Fremdsprachendidaktik. État des lieux, enjeux, perspectives
  • ANEMONE GEIGER-JAILLET: Bilinguale Kindertageseinrichtungen als Labor Europas: Sprachliche Bereicherung oder Kulturschock?
  • JÜRGEN MICHAEL SCHULZ: Wege zu einem gemeinsamen europäischen Geschichtsbewusstsein? Zur Bedeutung der deutsch-französischen Lehrbuchreihe Histoire/Geschichte für den mehrsprachigen Sachfachunterricht in der Grenzregioin
  • JULIA MONTEMAYOR GRACIA/VERA NEUSIUS: „Das ist doch keine Sprache!“ – Perzeptive Varietätenlinguistik und metasprachliche Reflexionen Romanistikstudierender in der Grenzregion
  • CHLOÉ FAUCOMPRÉ: „L’allemand c’est pas juste pour aller faire des courses“ : tenir compte des représentations des élèves et des enseignants pour concrétiser une approche didactique transfrontalière
  • DOMINIQUE MACAIRE : La didactique du plurilinguisme dans une région frontalière entre France et Allemagne en tensions
  • KARIN DIETRICH-CHÉNEL/CLARA FRITZ : 18 Jahre Cursus Intégré – Bedingungen für das Gelingen
  • SABINE EHRHART: Grenzregion und Fremdsprachendidaktik, auf ewig ein Paar?
Fazit

Der Band liefert eine Bestandsaufnahme und kritische Reflexion der aktuellen Situation der Fremdsprachendidaktik insbesondere in den Grenzregionen Saar-Lor-Lux und der trinationalen Metropolregion Oberrhein. Im Fokus steht insbesondere die Vermittlung der jeweiligen Nachbarsprache.

Neben den sprachpolitischen und curricularen Rahmensetzungen werden konkrete Beispiele aus der gesamten Breite des Bildungsbereichs (vorschulische Bildung, Primarstufe, Sekundarstufe, Hochschulbereich) besprochen und kritisch reflektiert. Die Bedeutung der Aus- und Fortbildung der verantwortlichen Personen, z.B. der ErzieherInnen und Lehrkräfte, wird unterstrichen und die Vertiefung interkultureller sowie interregionaler Kompetenzen im Rahmen der Aus- und Weiterbildung gefordert. Darüber hinaus wird ebenso für eine Verstärkung der Forschung an den Hochschulen im Bereich der Grenz(raum)didaktik plädiert. Diese wird als grundlegender Beitrag zur grenzüberschreitenden Kooperation in verschiedenen Bereichen wie Wissenschaft, Bildung, Politik und Arbeitsmarkt erachtet.

Darüber hinaus werden theoretische und terminologische Grundlagen reflektiert und die traditionelle Terminologie, insbesondere der Begriff Fremdsprachen, hinterfragt. Es wird für ein Konzept der Grenzen überschreitenden Sprachendidaktik geworben.

Kernaussagen

Grenzräume als Räume des Austauschs und der Vernetzung haben eine wichtige Rolle für den europäischen Integrationsprozess. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den hier besprochenen deutsch-französischen Grenzregionen SaarLorLux und Oberrhein zeigt deren Charakter als Laboratorien für die europäische Annäherung. Dem (Fremd)Sprachenunterricht kommt in Grenzregionen eine besondere Bedeutung zu; er muss den spezifischen Bedingungen des jeweiligen Grenzraums gerecht werden. Der Band liefert Impulse für eine verstärkte Integration grenz(raum)didaktischer Aspekte in den Sprachenunterricht in Grenzregionen. Die Beispiele aus dem deutsch-französischen Raum können modellhaft auch für andere Grenzräume Europas fungieren.

Leitung

Claudia Polzin-Haumann, Julia Putsche, Christina Reissner 

Beiträge

Universität des Saarlandes, Université de Strasbourg, Universität Trier, Pädagogische Hochschule Freiburg, Université de Lorraine, Université du Luxembourg

Ansprechpartner
Erstellungsdatum
2020
Identifikationsnummer

978-3-86110-736-1 ; 3-86110-736-8