Die Versuchung, Grenzen abzuschaffen entspricht dem Willen, einen Mythos zu beseitigen, lässt aber dabei die Tatsache beiseite, dass die Grenze mit ihren vier Funktionen der Übersetzung, der Regulierung, der Differenzierung und der Beziehung fester Bestandteil alles in der Gesellschaft Lebenden ist. Sowohl die Wiederentdeckung seiner Landgrenzen durch Brasilien als auch die Probleme, die im Kontext der Staaten des ehemaligen Gebietes im Osten Europas auftreten, zeigen, dass jede Beziehungsfunktion nur dann aktiv, stabil und konfliktfrei gestaltet werden kann, wenn die anderen Funktionen ebenfalls erfüllt sind. Somit dient die Grenze als Messlatte für den Pluralismus, als Mittel des Widerstandes gegen das Chaos. Sie dient sowohl dazu, Ordnung als auch Unordnung « auszudrücken ».
Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit folgender Frage : Welche Auswirkungen (für den Bürger) ergeben sich durch die Schaffung eines in jeglicher Hinsicht grenzüberschreitenden Raums, wenn es um den Zugang zu Entbindungsstationen geht? Die Bedeutung der Zusammenarbeit im Gesundheitssystem innerhalb der Großregion zur Vermeidung von benachteiligten Gebieten wird ebenfalls unterstrichen. Die innerhalb dieses regionalen Raums untersuchten Beispiele stellen für die politischen Entscheider nützliche Elemente im Hinblick auf die Raumplanung dar. Dabei unterstreicht die Analyse die Bedeutung einer Zusammenarbeit im Gesundheitswesen auf unterschiedlichen Ebenen: administrativ, wirtschaftlich, technisch, aber auch kulturell, damit die Machbarkeit einer solchen Vorgehensweise untersucht werden kann.
Der Artikel stellt die Entwicklungsstrategien dar, die Ende der 90er Jahre von den städtischen Ballungsräumen Lothringens in der Nähe der französisch-luxemburgischen Grenze eingeführt worden sind. Diese Städte, die zur Hochzeit der Bergbau- und Stahlindustrie entstanden sind, mussten sich einer schwierigen wirtschaftlichen und sozialen Situation in den Jahren nach dem Wirtschaftswunder stellen. Neue Entwicklungswege taten sich ihnen auf dank der regionalen Politik der EU, die eine Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zum Ziel hatte. Die vorgestellten Forschungsarbeiten behandeln den Beitrag dieser neuen Strategien zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung an der Grenze, aber auch ihre Grenzen und Entwicklungsperspektiven..
Dieses gemeinschaftliche Werk ist aus dem Kolloquium „Repräsentationen von Grenzgänger_innen“ (16. und 17. September 2010 im Institut universitaire de Technologie de Mulhouse, Université de Haute-Alsace) hervorgegangen. Es beinhaltet Analysen zu Praktiken, Identitäten, Gouvernances und Politiken in grenzüberschreitenden Räumen wie die Großregion, PAMINA, die französisch-Genfer Region, die Grenzregion zwischen Frankreich und Spanien, aber auch die französischen Grenzgebiete, die an andere Regionen, wie Brasilien und Afrika, angrenzen. Die 20 Beiträge verknüpfen Politikwissenschaftler_innen, Historiker_innen, Geograph_innen, Informatikwissenschaftler_innen und Sprachwissenschaftler_innen.
In dieser wissenschaftlichen Untersuchung führen die Autor_innen einen vergleichenden Ansatz zu den Grenzregionen des französischen Territoriums durch. Die methodischen und technischen Herausforderungen werden aufgezählt, die mit einer solchen Analyse einhergehen. Der dritte Teil behandelt die Interessen einer quantitativ erfassenden Analyse mittleren Umfangs. Eine Großzahl an Karten und an geographischen Repräsentationen werden dargestellt. Am Ende wird eine Typologie der Grenzräume vorgeschlagen.
Die Beiträge in diesem Sammelband widmen sich den Bedingungen und den Hindernissen des grenzüberschreitenden Informationsflusses. Dabei wird auch die Frage gestellt, weshalb der Aufbau einer europäischen Medienöffentlichkeit ein schwieriges Unterfangen darstellt. Die Untersuchungen befassen sich dabei hauptsächlich mit der Großregion. Es wird deutlich, dass die Medienproduktion nach wie vor weitgehend national geprägt ist. Allen voran das Konzept des „journalistischen Feldes“ (Bourdieu) wird genutzt, um zu einem erweiterten Verständnis europäischer Medienphänomene beizutragen.
Das EUBORDERSCAPES-Project analysierte den konzeptuellen Wandel, der in den letzten Jahrzehnten in der Untersuchung von Grenzen stattgefunden hat. Das Projekt war auf die soziale Bedeutung und die Subjektivität von Staatsgrenzen fokussiert. „Objektive“ Kategorein von Staatsgrenze wurden kritisch hinterfragt. Parallel zu der Studie zu konzeptuellen Veränderungen lautete die Fragestellung: „Wie resonieren die unterschiedlichen und oft umstrittenen Konzeptualisierungen von Staatsgrenzen (bezüglich ihrer politischen, sozialen, kulturellen und symbolischen Bedeutung) in konkreten Alltagskontexten?“
Der Sammelband, nimmt eine praxistheoretische Perspektive ein. Es wird davon ausgegangen, dass „Räume und Identitäten aus sozialen Praktiken hervorgehen“ (S. 9). Anhand verschiedener Forschungen erfolgt eine Rekonstruktion medialer, institutioneller und alltagskultureller Praktiken in Grenzregionen. Luxemburg und die angrenzenden Gebiete in Belgien, Deutschland, Frankreich bilden dabei den empirischen Untersuchungskontext der einzelnen Beiträge. Analytisch wird zwischen drei miteinander verschränkten „Praktiken der Grenze“ unterschieden „(1) die Einsetzung von Grenzen als Differenzierung bzw. Selbst-/Fremdregulativ zum Außen; (2) die Überschreitung von Grenzen als affirmativer und/oder subversiver Akt mit Transformationspotential und (3) die Ausdehnung von Grenzen als ein ˈDazwischenˈ vielfältiger Relationen und Schnittmengen“ (S. 10).
Diese Arbeit befasst sich mit der Möglichkeit, eine Theorie der Grenzziehung (“Bordering”) zu erarbeiten, die die verschiedenen Grenztypen und Grenzerfahrungen beinhaltet. David NEWMAN verweist auf seine früheren Arbeiten, in denen er argumentiert, dass die Schaffung eines gemeinsamen Vokabulars zwischen den verschiedenen Disziplinen notwendig ist, die an Veränderungen von Grenz-(Border-/Boundary-)Phänomenen interessiert sind, um ein gemeinsames Set an theoretischen Konstrukten und Rahmenbedingungen zu bilden. Nach einem Input zu Grenzen als Organe und zu Bordering- Prozessen wird eine Forschungsagenda für die Untersuchung von Grenzen diskutiert.