Working Paper Vol. 27
Im Rahmen des von der Robert Bosch Stiftung geförderten Projekts „Common Ground SaarMoselle“ wurde 2024 in einer Modellphase ein grenzüberschreitender Bürger:innenbeirat auf dem Gebiet des Eurodistrict SaarMoselle eingerichtet. Das Ziel bestand darin, Bürger:innen aus Deutschland und Frankreich aktiv in die Erarbeitung von Entwicklungsperspektiven der gemeinsamen Grenzregion einzubinden. Der aus 40 Personen sich zusammensetzende Beirat entwickelte in einem einjährigen Prozess in Plenar- und Vertiefungssitzungen Empfehlungen zu zentralen Themenbereichen. Die Arbeitsgruppe Europastudien der Universität des Saarlandes begleitete das Vorhaben mit quantitativen und qualitativen Befragungen der Mitglieder. Wie die Erhebungen zeigen, bewerten sie das Leben in der Grenzregion sehr positiv und sehen in der Nähe zum Nachbarland persönliche und gesellschaftliche Chancen. Die Zusammenarbeit wird als gelebtes Europa wahrgenommen, wobei die Idee der Grenzregion als „Laboratorium der europäischen Integration“ breite Zustimmung findet. Gleichzeitig zeigen Ereignisse wie die Covid-19-Pandemie oder die seit 2024 erneut eingeführten Grenzkontrollen, dass offene Grenzen nicht selbstverständlich sind. Die Arbeit im Beirat wird als inhaltlich und zwischenmenschlich bereichernd erlebt. Besonders hervorgehoben werden die respektvolle Atmosphäre, die funktionierende Mehrsprachigkeit und die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen. Als Wunsch wird eine stärkere Beteiligung jüngerer Teilnehmender formuliert. Inwiefern die Arbeit des Beirats politische Entscheidungen beeinflussen kann, erscheint den Befragten noch nicht hinreichend geklärt. Ein Großteil der Mitglieder zeigt sich bereit, auch künftig in einem grenzüberschreitenden Beirat mitzuwirken. Der Beirat lässt sich so als innovatives Instrument für mehr Bürger:innenbeteiligung in Grenzregionen betrachten.